Von Weihnachtsmärchen und Klimastreiks

Heute, am 24.9., war in vielen deutschen Städten Klimastreik – aufgrund der anstehenden Bundestagswahl ein besonders wichtiger. Das gibt mir gleich doppelt Anlass, meine Kurzgeschichte „Die drei Geister des Klimawandels“ in Erinnerung zu rufen: Erstens geht es darin auch um Fridays for Future. Und zweitens ist in drei Monaten Weihnachten, und eine Weihnachtsgeschichte ist es irgendwie auch – naja, oder zumindest ist der Plot eine Abwandlung von Charles Dickens‘ „Christmas Carol“.

Die nachfolgenden Zeilen stammen aus einer Rede, die ich vor einigen Wochen vor eher konservativem Publikum gehalten habe – auch da hatte ich bereits die Bundestagswahl im Visier. Ich war eingeladen worden, um ein wenig über meine Kinderbücher zu referieren – und das tat ich auch. Aber da meine Bücher auch Ausdruck meines Engagements für mehr Klimagerechtigkeit sind, sind die beiden Themen so eng ineinander verwoben, dass ich einfach über beides sprach: Kinderbücher und gesellschaftliches Engagement gegen die Klimakrise. Zurück also zur Geschichte.

Die drei Geister des Klimawandels

Meine moderne Version von Ebenezer Scrooge heißt Bernd, und Bernd ist ein typischer Erwachsener: Er hat ein Haus, ein großes Auto, liebt Currywurst und Kaffee. Fridays for Future findet er albern, weshalb er sich auch gleich mit einer Aktivistin anlegt. Und ob ausgerechnet er etwas gegen den Klimawandel tun kann, daran hat er so seine Zweifel.

Bis eines nachts die drei Geister des Klimawandels bei ihm aufkreuzen: Der Geist des vergangenen Klimas zeigt ihm, was rasante Klimaänderungen in der Erdvergangenheit mit den Lebewesen auf der Erde gemacht haben – und was die Industrialisierung mit der aktuellen Erwärmung zu tun hat.

Der Geist des gegenwärtigen Klimas zeigt Bernd die heute schon spürbaren Auswirkungen der globalen Erwärmung: Schmelzendes Eis, brennender Regenwälder, Dürreperioden.

Danach ist Bernd schon einigermaßen bedient: Wenn man sich die Auswirkungen des Klimawandels mal vor Augen führt, ist das nämlich ganz schön verstörend. Doch Bernd hat Dickens auch gelesen und weiß, dass noch ein Besuch ansteht: Der Geist des zukünftigen Klimas. Und davor hat er jetzt richtig Angst.

Doch der Geist des zukünftigen Klimas quält Bernd nicht weiter mit Horrorszenarien – immerhin handelt es sich bei meiner Geschichte ja um eine für Kinder!

Der Geist des zukünftigen Klimas zeigt Bernd, welche Änderungen sich in der Zukunft vollziehen müssen, damit der Planet bewohnbar bleibt, und zeigt ihm außerdem, und dass es eben doch auf jeden Einzelnen ankommt. Nach dieser Nacht ist Bernd hoch motiviert, sein Verhalten zu ändern, um seinen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten.

Diese Geschichte ist eine von 11 Mutmachgeschichten in der Anthologie „Zukunftschreiben statt Schwarzmalen“. Erschienen bei Tessloff, dem Was ist Was Verlag. Die Anthologie vereint die Beiträge, die bei dem gleichnamigen Schreibwettbewerb gewonnen haben – darunter eben auch meine.

Selbst Möwen wissen Bescheid

Bei diesem Wettbewerb zu gewinnen, war für mich ein Muss. Immerhin hatte ich bis dahin schon mein erstes Kinderbuch über den Klimawandel „Mats Möwe auf großer Klimamission“ herausgebracht. Darin geht es um die Möwe Mats, die sich anhören muss, wie drei Artgenossen behaupten, den Klimawandel gäbe es überhaupt nicht. Dabei steht jede Möwe für eine Art von Klimaskeptizismus: Timmy etwa leugnet grundsätzlich, dass sich der Planet erwärmt – er ist ein Trendskeptiker. Ursula meint: Es wird zwar wärmer, aber die Menschen können nichts dafür. Sie ist also eine Ursachenskeptikerin. Und Frank schließlich behauptet, die Folgen des Klimawandels seien ja wohl nicht so schlimm – er ist ein Folgenskeptiker.

Mats nimmt die drei Zweifler mit auf eine Reise um den Planeten und beweist ihnen das Gegenteil. Die Geschichte vermittelt also einerseits Wissen über den Klimawandel – sie zeigt aber auch, dass man wüsten Behauptungen und Halbwissen etwas entgegensetzen kann – nämlich belastbare Fakten.

Schreiben, um gelesen zu werden

Warum schreibe ich solche Bücher? Nicht des Geldes wegen, soviel ist sicher. Schreiben ist meine Art, mich mit Themen auseinanderzusetzen. Aber natürlich möchte ich als Autorin auch gelesen werden. Natürlich möchte ich, wenn ich über solch eine Ungerechtigkeit wie den Klimawandel schreibe, auch etwas beim Publikum bewirken.

Der Klimawandel ist gerade dabei, unser Leben gewaltig zu verändern. Vor allem Menschen in anderen Teilen der Welt, und vor allem ärmere Menschen, kämpfen bereits heute mit den Folgen der Erwärmung, die Bernd in Angst und Schrecken versetzt haben.

Doch auch wenn wir hier in Deutschland bleiben: Wir müssen uns dem Klimawandel stellen. Nicht nur, weil Abertausende Menschen hier Zuflucht suchen werden, weil ihre Heimat aufgrund der globalen Erwärmung nicht mehr bewohnbar sein wird. Sondern auch hierzulande rücken doch die Einschläge näher – wir müssen nur ein paar Wochen zurückdenken, als die Ahr und die Erft über die Ufer traten , mehr als 200 Menschen in den Tod rissen und die Zuhause von mehreren Zehntausend Menschen zerstörten.

Solche Ereignisse werden häufiger werden, selbst, wenn wir jetzt sofort alle CO2-Emissionen stoppen würden; und sie werden noch häufiger werden, wenn wir untätig bleiben.

Ein dringender Appell

Ich bitte niemanden darum, zukünftig in einem Zelt zu leben. Das tue ich ja selbst auch nicht. Ich bitte Sie nur, nicht untätig zu bleiben. Ob Sie zukünftig lieber mit der Bahn fahren, ob Sie Ihren Fleischkonsum reduzieren oder ob Sie Ihr Kreuz bei der Partei machen, von der Sie die effektivsten Klimaschutzmaßnahmen erwarten. Und der aktuelle Anlass dieses Textes ist die Bundestagswahl.

Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten sind über 50. Den jungen Menschen sind darauf angewiesen, dass wir Entscheidungen in ihrem Sinne treffen. Ihnen bleibt nur das Demonstrieren. Und genau deshalb finde ich Fridays for Future auch nicht doof, so wie Bernd. Sondern richtig und notwendig. Ich habe sie nicht nur heute auf der Straße unterstützt, sondern will auch meine Bücher als Support dieses wichtigen Anliegens verstanden wissen.

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